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Foto(s): Frederik Röh/ Henrik Matzen
Text: Kerstin Schmidtfrerick

Den Leben wer suur as de Zitroonen, sall sick dat Erinnern an di lohnen? Dien Schiksol wiest op all de Lüüd, for de dat Glück het gor keen Tiet.“ So steht es im schönsten Plattdeutsch auf dem Denkmal der Zitronenjette in Hamburg. Es erinnert an das beschwerliche Leben des Hamburger Originals und auch „an alle Menschen, für die das Glück keine Zeit hat“. Die Zitronenjette alias Johanne Henriette Marie Müller lebte um 1850 mit ihrer Familie im Hamburger Gängeviertel. Für ihren Lebensunterhalt verkaufte sie tagsüber Zitronen im Hafen. Nachts trieb sie sich in den Kneipen von St. Pauli herum. Die Zitrusfrüchte waren schon damals sehr beliebt.

„Zitroon! Zitroon!“
Die Zitronenjette muss ein dickes Fell gehabt haben, um sich auf dem Kiez zu behaupten. Sie war 1,32 Meter klein, wog rund 30 Kilo, war ärmlich gekleidet und galt als geistig ein wenig zurückgeblieben. Viele Kunden hauten sie übers Ohr. Die Straßenjugend soll grölend hinter ihr hergelaufen sein. Anfangs trank sie zur allgemeinen Belustigung jedes angebotene Glas Schnaps in einem Zug aus. Später lief sie oft schwankend durch die Straßen. Ihre letzten 22 Lebensjahre verbrachte sie in der „Irrenanstalt Friedrichsberg“, einer damals modernen Einrichtung ohne Gitter, mit Park und Palmengarten. Im Vergleich zu ihrem Leben auf dem Kiez klingt das beinahe schön. Der Zeigefinger an ihrer Bronzestatue ist ganz blank vom vielen Anfassen. Denn das soll Glück bringen.

Alleskönner und Zauberin
Diese Zitrusfrucht kann alles: Sie verfeinert Soßen, verstärkt Fleischgeschmack, mildert Fischaroma, sie zaubert eine fruchtige Note an alle Gerichte. Zitrone passt zu Süßem wie zu Herzhaftem. Ob zu Bandnudeln, im Sorbet oder in der Linsensuppe, greifen Sie zur Zitrone und hören Sie bis Dezember nicht mehr damit auf.

Tipps

Tausendsasser
Zitronensaft gehört ins Salatdressing, passt in die wärmende Kartoffelsuppe und wird zum deftigen Kotelett ebenso wie zum Fisch gereicht.

Frischefan
Zitronen kühl, aber nicht im Kühlschrank lagern. Innerhalb einer Woche verbrauchen.

Saftspeicher
In kleinen, schweren Früchten steckt oft mehr Saft als in großen.